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Für Sie die
Nürnberger Elternfragebögen
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Bürgerstiftung Erlangen

 


6. Vorstellung von Testverfahren:

6.1. Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung (OTZ)
Der OTZ wurde an der Universität Utrecht im Rahmen eines Forschungsprojektes („Rechenunterricht bei jüngeren Kindern mit verzögerter Entwicklung“) erarbeitet und in den Niederlanden mit über 800 Kindern erprobt.  Dort ist er 1994 als UGT (Utrechtse Getalbegrip Toests) erschienen.
Die Erprobung der seit  2001 vorliegenden deutschen Version OTZ erfolgte 1997/98 mit über 300 Kindern. Es liegen Normierungen, unterteilt in fünf Altersgruppen von 5.0 bis 7.5 Jahren, vor.
Der Test besteht aus zwei Parallelversionen (Version A und B). Die Gesamtbearbeitungszeit beträgt realistische 25 – 30 Minuten. Er ist wenig materialintensiv und in seiner Anweisung klar gegliedert und verständlich.

Aufgabenbeschreibung:
Die acht Subtests mit insgesamt 40 Aufgaben dienen der Überprüfung des pränumerischen und numerischen Wissens. Folgende Bereiche werden überprüft: Vergleichen, Klassifizieren, Eins-zu-eins-Zuordnen, Nach-Reihenfolge-ordnen, Zählen, Synchrones und Verkürztes Zählen, Resultatives Zählen, Anwenden von Zahlenwissen.

Beurteilung:
Wie aus der Auflistung der Subtests bereits ableitbar, überprüft der Test basale arithmetische Kenntnisse.
Neben der quantitativen Beurteilung (mit einem letztendlich sehr breiten Prozentrang von z.B. PR 11 – 25  oder  PR 26 – 50) bietet der Test eine Reihe informeller Hinweise. Beobachtbar ist u.a.:

  • zählt das Kind mit den Fingern oder kann es die Menge bereits simultan erfassen
  • kann das Kind strategisch Vorgehen und beachtet z.B. die Anordnung von Mustern
  • setzt es systematisches Zählen ein, z.B. von oben nach unten oder von links nach rechts
  • erbringt es bereits logische Denkleistungen

Benachteiligt sind Kinder mit Sprachverständnisproblemen und Merkfähigkeitsproblemen. Für die Beantwortung der Aufgaben müssen häufig sprachlich logische Zusammenhänge entschlüsselt oder zum Teil sprachliche und visuelle Zwischeninformationen abgespeichert und wieder abgerufen werden. Im Folgenden ein Beispiel für sprachliche Anforderungen bei Aufgabenstellungen, die als Vorstufe für mathematische Aufgaben (Vergleichen) anzusehen sind.

Aufgabe 10 aus OTZ: “Hier siehst du einen Apfel mit Stiel, ohne Blatt und mit einem Würmchen, das aus dem Apfel herauskommt“. – VL zeigt auf den Apfel – „Zeige auf alle Äpfel, die genauso aussehen wie dieser Apfel“.

Das  Auswertungsverfahren des OTZ ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Die Bestimmung der Rohwerte erfolgt im üblichen Additionsverfahren. Aber erst nach Ermittlung eines Kompetenzergebnisses kommt man mittels Tabellen (auf verschiedenen Seiten) zu einem Prozentrangwert.

6.2 Neuropsychologische Testbatterie für Zahlenverarbeitung und Rechnen bei Kindern (ZAREKI)

Die Testbatterie wurde von Michael von Aster entwickelt und steht seit 2001 zur Verfügung. Sie umfaßt 11 Subtests und ist standardisiert von 7.6 bis 10.11 Jahre.
Das  Verfahren ist in Verbindung mit  einer testpsychologischen Untersuchung und unter Einbeziehung schulischer Kontextfaktoren zur Dyskalkuliediagnostik geeignet.

Aufgabenbeschreibung:
U.a. enthält die Batterie neben Aufgaben der Eins-zu-eins-Zuordnung (Zählen von Mengen) mehrere arithmetische operative Aufgaben (Im-Kopf-rechnen, Textaufgaben), sowie Aufgaben der Zahlenverschriftung und des Lesens von Zahlen.

Beurteilung:
Der Test ist gut durchführbar. Durch die hohe Anzahl an Subtests mit geringer Aufgabenzahl ist er abwechslungsreich und motivierend.

Die Testaufgaben überprüfen die grundlegenden mathematischen Fertigkeiten, die bei Rechenstörungen nicht ausreichend entwickelt sind. So ist die Batterie gut geeignet, sowohl wichtige qualitative als auch informelle Leistungshinweise zu liefern.

Dies gilt, meines Erachtens, allerdings nicht für die quantitativen Werte. Als ungünstig möchte ich die große Spannbreite der Altersgruppen der Standardisierung bezeichnen. Es gibt nur drei Altersgruppen und zwar von 7.6 – 8.11 Jahren, 9.0 – 9.11 Jahren und 10.0 – 10.11 Jahren.
Dies scheint mir insbesondere unter dem Aspekt von stetig zunehmenden mathematischen Lerninhalten in den ersten Grundschulklassen zu breit gewählt zu sein. In nicht seltenen Fällen kann sowohl ein verspätet eingeschulter Erstklässler als auch ein frühzeitig eingeschulter Drittklässler in der ersten Altersgruppe der Testbatterie liegen.
Zwischen erster und dritter Klasse liegen aber bei den Kindern erhebliche Unterschiede in den Wissensleistungen im Fach Mathematik vor.

Sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben von Zahlen werden im Test bereits in der dritten Aufgabe Zahlen im Eintausender-Bereich gefordert. Dies kann bei jüngeren Kindern schnell zu einer Überforderung führen. Über die Verwertbarkeit der dann erzielten Testergebnisse erlaubt sich der Verfasser dieses Artikels keine öffentliche Meinungsäußerung.

 

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