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Nürnberger Elternfragebögen
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Bürgerstiftung Erlangen

 


4. Empirische Untersuchungen:

4.1. Früherkennung von Rechenstörungen

Dissertation    S. KAUFMANN, Baden-Württemberg 
Klientel:           127 Kinder, davon 71 Jungen

Verteilung:       6 Eingangsklassen verteilt auf 3 Schulen,  Ländliche Struktur

Untersuchungszeiträume:
- Erste Untersuchungsphase bei Schuleintritt
- Zweite Untersuchungsphase nach ¾ Schuljahr
- Dritte Untersuchungsphase Ende 2. Schuljahr

Erhebungsmethoden:
- Lehrerinterview
- Fragebögen
- Gruppentests (für Lateralität HDT, Visuelle Wahrnehmung FEW, Arithmetische Vorkenntnisse UGT 
   (Utrechter Zahlbegriffstest),
   Grundintelligenztest CFT 1, Mathematische Leistungen,
   Allgemeiner Schulleistungstest)           
- Informelle Tests (Körperschema, Räumliche Beziehung, Visuelles Erinnern, Selbstportrait, Fein- und
  Grobmotorik)


Hypothesen:

  1. Geringe visuelle Fähigkeiten bei Schuleintritt haben schwächere arithmetische Leistungen im mathematischen Anfangsunterricht zur Folge.
  2. Gezielte Förderung kann den Anschluss an die Klasse ermöglichen.

Gruppeneinteilung nach Erstuntersuchung (Zuteilung nach Ergebnis im FEW):

  1. Gruppe:  bestehend aus in der visuellen Wahrnehmung unauffälligen Kindern (n = 95)
  2. Gruppe:  bestehend aus in der visuellen Wahrnehmung auffälligen Kindern mit sofort      
                   einsetzender innerschulischer präventiver  Kleingruppenförderung
    (n = 18)
  3. Gruppe:  Kontrollgruppe, bestehend aus in der visuellen Wahrnehmung auffälligen Kindern ohne
                   zusätzliche Förrderung (n = 14)

4.2 Hypothesen - Ergebnisse - Ausblick:

Zusammenfassung:

Hypothese 1:   
Geringe visuelle Fähigkeiten bei Schuleintritt haben schwächere arithmetische Leistungen im mathematischen Anfangsunterricht zur Folge.
Zum Ende des zweiten Schuljahres sollten Tests darüber Auskunft geben, ob die geringeren visuellen Fähigkeiten bei Schuleintritt schwächere Mathematikleistungen zur Folge haben.

Ergebnisse:
Eine Varianz von 36 % ist zufriedenstellend. Der Faktor Räumliche Beziehung war der stärkste Prädiktor.
Insgesamt fiel aber die Varianzaufklärung durch die visuellen Faktoren FEW geringer aus als bei den arithmetischen Vorkenntnissen UGT.

Hypothese 2:
   
Gezielte Förderung kann den Anschluß an die Klasse ermöglichen.
Mit den durchgeführten Untersuchungen in der zweiten und dritten Untersuchungsphase sollte ferner herausgefunden werden, ob eine gezielte Förderung den Anschluss an die Klasse ermöglichen kann. Die Kontrollgruppe (Risikokinder ohne Förderung) und die Fördergruppe (Risikokinder mit Förderung) wurden also getrennt betrachtet, so dass ein möglicher Interventionserfolg sichtbar werden konnte.

Ergebnisse:
Fördererfolge zeigten sich darin, dass sich die Fördergruppe im Gegensatz zur Kontrollgruppe nach den erfolgten Fördermaßnahmen in der Gesamtauswertung des Mathematischen Leistungstests, beim Allgemeinen Schulleistungstest Mathematik und beim Lehrerurteil nicht von der Gesamtgruppe (Kinder aller 6 Eingangsklassen) unterschied. Dagegen die Kontrollgruppe bei allen drei Tests signifikant schlechter abschnitt als die Gesamtgruppe.

Die vorliegende Untersuchung bestätigte die Vermutung, dass Risikokinder bereits bei Schuleintritt zu identifizieren sind. Es konnte gezeigt werden, dass durch frühzeitige Diagnostik und darauf individuell abgestimmte Fördermaßnahmen den Risikokindern der Anschluss an das Leistungsniveau der Klasse gelingt.

Beachte: Allerdings bedarf eine derartige Förderung gut ausgebildeter bzw. fortgebildeter Lehrkräfte und der Anerkennung eines weit höheren Arbeitsaufwandes als für die auf vermehrter Übung basierenden Stütz- und Förderstunden, wie sie üblicherweise durchgeführt werden.
     

Ausblick:
Anzudenken wäre eine diesbezügliche Diagnostik (Körperschema, visuelle und auditive Wahrnehmung, Lateralität, pränumerische und numerische Fertigkeiten) bereits im letzten Kindergartenjahr. Bei festgestellten Defiziten könnte eine vor  Schuleintritt erfolgende Förderung die Lernausgangslage der Erstklässler angleichen und betroffenen Kindern den Start ins Schulleben mit mehr Erfolg ermöglichen.
   
Dies erfordert jedoch eine intensive Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen, Lehrkräften und Therapeutinnen.
 

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