nach Dieter Krowatschek, Schulpsychologe
Viele Kinder mit Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen werden von Kinderärzten, Kinder- und Jugendpsychiatern und Allgemeinmedizinern in ergotherapeutische Praxen überwiesen. Dies erfordert von den dann verantwortlichen Therapeutinnen spezifische Therapieansätze sowie dafür notwendige Fortbildungsmaßnahmen.
Das Kind
Betroffene Kinder lassen sich leicht ablenken, trödeln herum, mündliche Aufgabenstellungen werden überhört, schriftliche Aufgabenstellungen werden nur flüchtig überflogen und Inhalte nicht ausreichend erfasst. Genau so unorganisiert gehen die Kinder bei der Bearbeitung von Aufgaben vor. Relativ schnell stellen sich Misserfolgserlebnisse und noch viel ungünstiger, Misserfolgserwartungen ein. Die Kinder erwarten regelrecht unbefriedigende Ergebnisse. Natürlicherweise sinken Selbstvertrauen und Motivation. Aufgaben werden schon im Vorhinein abgelehnt. „Das kann ich eh nicht“. Die Unselbständigkeit wächst und die Mutter-Kind-Konflikte nehmen zu.
Das Trainingsprogramm
Das MKT setzt an mehreren Stellen der vorliegenden Problematik an. Grundlegend gilt es den Arbeitsstil zu ändern. Aber auch der Umgang mit Fehlern, die Selbständigkeit und das Zutrauen in die eigenen Fertigkeiten wird trainiert. Ein weiterer wichtiger Inhalt ist das Training des Kurzzeitgedächtnisses.
Im MKT wird, wie in vielen anderen Trainings auch, anhand der Methode der verbalen Selbstinstruktion nach MEICHENBAUM und GOLDMANN (1971) ein reflexiverer Arbeitsstil eintrainiert.
Verbale Selbstinstruktion
MEICHENBAUM und GOLDMANN konnten bereits in den 70-er Jahren beobachten, dass problematische Situationen oder schwierige Aufgaben besser gemeistert werden, wenn man sich selbst Instruktionen gibt, wie bei der Aufgabe oder in der Situation vorzugehen ist. Tatsächlich zeigen auch Erwachsene immer wieder Formen der verbalen Selbstinstruktion. Denken Sie nur an einen Einkauf im Supermarkt, bei dem Sie vor dem Regal stehend, leise murmelnd überlegen, was noch alles einzukaufen ist.
Dieses Prinzip macht sich das Training, unterteilt in mehrere Schritte, zu Nutze.
Schrittweise wird das Kind an die Verinnerlichung der verbalen Selbstinstruktion (Selbstgespräche) herangeführt. Es wird zunächst in die Lage versetzt die Aufgabenstellungen ausreichend zu erfassen. Danach geht es um ein überlegtes und strukturiertes Bearbeiten der Aufgabenstellung. Hierzu werden
u. a. entsprechende Arbeitsblätter eingesetzt.
Neben der Zentrierung der Aufmerksamkeit auf das Wesentliche, sowie eines reflexiveren Arbeitsstils werden wichtige Fähigkeiten wie abwarten, zuhören und vorgegebene Strukturen einhalten, trainiert.
Einstimmung, Entspannung, Arbeitsphase, Belohnung
Das Training erfolgt in jeder Stunde in einer gleichbleibenden Struktur. Eine dynamische Übung baut die angestaute Energie des Tages ab. Im Rahmen einer Entspannungsübung geht die Fantasie auf eine Reise mit dem Zauberteppich (Fortsetzungsgeschichte). In der Arbeitsphase steht die bereits oben beschriebene verbale Selbstinstruktion im Mittelpunkt. Zusätzlich erfolgt ein Training des Kurzzeitgedächtnisses. Viele Kinder haben hier ihre Defizite.
Im MKT treten noch zwei weitere Faktoren positiv in den Vordergrund. Das Augenmerk liegt weniger auf dem, was das Kind falsch macht sondern auf dem, was bereits gut klappt. Durch die eintretenden Erfolgserlebnisse wächst das Selbstvertrauen. Weiterhin wird die Anstrengungsbereitschaft des Kindes noch belohnt. Zum Ende der Stunde darf sich das Kind noch ein Bewegungsspiel aussuchen. Auch auditive und visuelle Spiele sind im Angebot. Damit wird zusätzlich die Wahrnehmung gefördert.
Wahrnehmungsstörungen
Treten bei einem Kind neben den Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefiziten zusätzliche Wahrnehmungsstörungen (visuelle-, auditive- oder Körperwahrnehmung) auf, sind unabhängig vom MKT spezifische Therapieinhalte und somit auch Therapiezeiten einzuplanen.
Elternarbeit
Im Trainingskonzept MTK sind regelmäßige Elternabende vorgesehen. Diese lassen sich aus verschiedenen Gründen in Ergotherapiepraxen nicht umsetzen.
Gleichbleibend ist eine Einbeziehung und somit der Übertrag des Trainings auf die häusliche und schulische Situation unerlässlich. Aus diesem Grunde finden regelmäßige Elterngespräche statt.
Ernst Barthel, Praxis für Ergotherapie 2010
Literatur
Barkley R. (1998). Attention deficit hyperactiv disorder – A handbook for diagnosis and treatment.
New York: Guilford
Döpfner, Fröhlich, Lehmkuhl (2000). Hyperkinetische Störung. Göttingen: Hogrefe
Krowatschek D. & Hengst U. (2006). Mit dem Zauberteppich unterwegs. Dortmund: verlag
modernes lernen.
Meichenbaum D. & Goldmann J. (1971). Training impulsive children to talk to themselves:
A means of developing self-control. Journal of Abnormal Psychology, 77(2), 115-126