Was kann ein ergotherapeutisch ausgerichtetes
Sozialkompetenztraining leisten?

 

1. Konzept des Trainings

Dem Training geht eine Familienanamnese mit Zieldefinition im Elterngespräch voraus.
Der Schwerpunkt des angebotenen Sozialkompetenztrainings liegt dabei nicht vorrangig auf dem medizinischen Störungsbild, sondern es wird auf die individuellen Besonderheiten und damit auch auf die spezifischen Ressourcen jedes einzelnen Kindes (seine Stärken, sein familiäres Umfeld, Einbeziehung wichtiger anderer Bezugspersonen wie Erzieherinnen/Lehrerinnen) eingegangen.


2. Ziele des Trainings

Um für die Automatisierung bestimmter Handlungsmuster innerhalb des Trainings genügend Zeit zur Verfügung zu haben, werden folgende Trainingsziele definiert:

  • Sensibilisierung auf eigene Gefühle und Entwicklung von Einfühlungsvermögen
  • Verbesserung des Selbstvertrauens/Selbstakzeptanz und Toleranz gegenüber Anderen
  • Angemessener Umgang mit Fehlern und Frustrationen/Aggressionen
  • Verbesserung der Handlungssteuerung


3. Bausteine des Trainings

Das Training umfasst vier Bausteine, die im Verlauf miteinander kombiniert werden.
Dabei können in einer Trainingseinheit Elemente verschiedener Bausteine verknüpft werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, eine Einheit komplett einem Baustein zu widmen.
 


ALERT-PROGRAMM
nach
Williams/
Schellenberger
 

WAHRNEHMUNGS-TRAINING

VERHALTENS-TRAINING
nach
Krowatschek
Jansen
Lauth/Schlottke

ELTERNARBEIT

Hausaufgaben,
Anleitung


Zum Alert-Programm:

  • Das ergotherapeutische Programm stellt eine Verbindung zwischen Sensorischer Integration, Erregungstheorie und Aufmerksamkeit her.
  • -Für eine gute Aufmerksamkeitssteuerung ist eine optimale Aktivierung des Kortex notwendig.
  • Ziele des Programms sind das Erkennen von Erregungszuständen, das Erkennen und Erlernen von Selbstregulierungsstrategien und die Anleitung der Bezugspersonen, um das Kind in diesem Lernprozess zu unterstützen.
  • Das Programm verwendet ein „Motorenvokabular“, das heißt, physiologische Erregungszustände werden in „Drehzahlbereichen“ verständlich für das Kind ausgedrückt. Die Kinder durchlaufen drei, aufeinander folgende Stufen:
    a) Identifizieren der Drehzahlen; b) Experimentieren mit verschiedenen Drehzahlen; c) Regulieren der Drehzahl.
     

Als wichtiger Bestandteil des Sozialkompetenztrainings hilft das Alert-Programm, die Fremd- und Selbstwahrnehmung des Kindes zu verbessern. Kann ein Kind beispielsweise einschätzen, ob es eher „schläfrig, entspannt, wach, angeregt, aufgeregt, erregt oder hoch erregt“ ist, kennt es „Tricks“, sich „hoch oder runter zu fahren“, wird es wissen, dass Wut eine Facette unseres Lebens ist und lernen, besser mit den eigenen Wutausbrüchen umzugehen. Es wird aggressives Verhalten gegenüber anderen Kindern verringern und rücksichtsvoller mit Freunden spielen.
Es wird verstehen, dass für das freudvolle Spiel mit anderen Kindern, für das erfolgreiche Lösen von Arbeitsaufträgen in der Gruppe Handlungsplanung und damit gemeinsame Absprachen notwendig sind, die wiederum auf einer angemessenen Alertness basieren.
 

Zum Wahrnehmungstraining:

Hierbei geht es um die besondere Schulung von visueller und auditiver Wahrnehmung.
Mit Hilfe von KIM-Spielen kann das genaue Hinschauen und Hinhören trainiert werden. „Emotions“-Karten helfen, Gefühle im Gesicht der Anderen besser ablesen zu können. Pantomime, Spiele zum „Fratzenschneiden“, Betrachten von Comics und das Malen von Gesichtern entwickeln die Beobachtungsgabe.

Wichtig ist dabei im Gespräch zu bleiben, um die Fähigkeit zu entwickeln, über Gefühle wie Freude, Ärger, Wut, Angst usw. reden zu können. Die Kinder sollen dabei erfahren, wie verschieden Wahrnehmungen sein können, z. B. bei der Frage, ob etwas im Spiel noch Spaß macht oder nicht. Auf diese Weise lernen sie, sich in ihr  Gegenüber hineinzuversetzen und Grenzen zu akzeptieren.

Aber auch das Training von Körperwahrnehmung nimmt einen wichtigen Platz ein.
Mit Spielen wie „Kämpfen mit dem Boxsack nach Regeln“, „Die Reise nach Jerusalem“, „Luftballontanzen“, „Safari“, „Ärger wegschieben“ werden angemessene Kraftdosierung, Regelakzeptanz und Fairneß trainiert.
 

Zum Verhaltenstraining:

  • Diese von Psychologen erarbeiteten Programme basieren auf folgenden kognitiven Verfahren: Selbstbeobachtung, Selbsteinschätzung, Selbstkontrolle, kognitives Modellieren mit dem Ziel der Selbstinstruktion.
  • Als Basis für die Selbsteinschätzung dient das COSA, ein Selbsteinschätzungsbogen für Kinder, der hilft, die Wünsche und Bedürfnisse der Trainingsteilnehmer mit einzubeziehen.
  • Über Verhaltensmodifikation wird angeregt, sich sozial erwünscht zu verhalten.
  • Hilfreich sind dabei der Einsatz von Tokensystemen (positive Verstärker).
  • Ist das Tun der Kinder von Erfolg geprägt, wird ihnen dieser auch bewusst („Das habe ich/wir gut gemacht“), steigt das Selbstvertrauen stetig an, was wiederum die Voraussetzung für das Entwickeln von Frustrationstoleranz und Konfliktfähigkeit darstellt.
     

Zur Elternarbeit:

Fester Bestandteil des Sozialkompetenztrainings ist die Elternarbeit.
In Elterngesprächen bzw. Elternabenden werden die einzelnen Bausteine des Trainings beschrieben und erläutert.
Zudem gibt es regelmäßige „Hausaufgaben“ für die Kinder. Ziel ist es dabei, die Eltern als „Co-Therapeuten“ durch entsprechende Anleitung zu aktivieren, um die Nachhaltigkeit der einzelnen Übungen zu erhöhen und die sozialen Handlungs-
muster durch viele Wiederholungen möglichst bis zur Stufe der Automatisierung
einzutrainieren.


  
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